Donnerstag, 6. August 2009

Glücksbringer

von Jochen Mai am 3. August 2009

Glücksbringer – Eine Langzeitstudie zeigt, was uns glücklich macht

Wissenschaftlich-methodisch-breit wird das Glück erst seit rund zehn Jahren erforscht. Die einiges gelehrt: Geld zum Beispiel macht tatsächlich nicht glücklicher, jedenfalls nicht, wenn erst einmal unsere Grundbedürfnisse gedeckt sind. Gutes Aussehen, Intelligenz, Jugend – auch keine Glücksgaranten. Einen Partner zu haben hilft dem Glück schon eher auf die Sprünge, zumindest sind Verheiratete im Schnitt glücklicher als Singles. Gläubige Menschen auch. Und Menschen mit vielen Freunden – echten, nicht bloß virtuellen.

Es gibt allerdings auch eine Studie, die älter ist als all die anderen Glücksstudien, deren Ergebnisse zwar nicht bahnbrechend, gleichwohl aber äußerst interessant sind – bisher aber medial kaum beachtet wurden. Die Studie stammt aus Harvard und ist eine der vielleicht umfangreichsten Langzeitstudien der vergangenen Jahre. George Vaillant, Psychiatrieprofessor in Harvard und selbst 75 Jahre alt, hat sie seit 42 Jahren (!) geleitet.

Als die Studie losging, war er allerdings selbst noch ein Kind: 1937 begann der damalige Leiter der Health Services in Harvard, Arlie Bock, damit zu untersuchen, was Menschen glücklich macht. Dazu verpflichtete er 268 Probanden: junge Studenten, die bereit waren, sich ein Leben lang medizinischen Tests zu unterziehen, Interviews zu geben, Fragebögen auszufüllen. Für die Forscher eine scheinbar endlose Sisyphus-Arbeit.

Heute ist ein Großteil der Studienteilnehmer verstorben, wer noch lebt, ist meist über 80 und hat ein bewegtes Leben hinter sich. Natürlich sind nicht alle glücklich damit. Es gibt unterschiedlichste Karrieren, Affären, Abenteuer. Das Leben der anderen zu studieren, hat Vaillant dennoch einige Erkenntnisse beschert. Die Wichtigste ist vielleicht die, dass Glück kein Glücksfall ist, sondern machbar. Größtenteils.

Das Rezept dazu: gesund essen, nicht rauchen, Alkohol nur in Maßen trinken, bis zur Lebensmitte in einer stabilen Beziehung leben und auch im Ruhestand noch aktiv bleiben – körperlich wie geistig. Sicher, das könnte man auch in der handelsüblichen Beglückungsliteratur nachlesen. Damit ist es aber zumindest amtlich. Die Erstaunlichste Aussage Vaillants ist deshlab eher die: „Das Einzige, worauf es wirklich ankommt, sind Beziehungen.“ Die brauche man nämlich immer dann, wenn das Leben nicht so läuft, wie man es gerne hätte. Also praktisch immer. Und genau das unterscheidet dann die Glücklichen von den Unglücklichen: wie sie mit den Schicksalsschlägen umgehen, mit denen sie das Leben herausfordert – wie gut, wie leicht und wie schnell sie die Tiefschläge überwinden.Resilienz heißt diese Eigenschaft im Fachjargon. Ein echter Glückfalls wer sie und gute Freunde besitzt.

APROPOS…

Wie fühlen Sie sich gerade? Vielleicht verbessert sich Ihre Stimmung alleine dadurch, dass Sie wissen, wie es anderen geht. Schon 1881 formulierte der irische Ökonom Francis Edgeworth die Hoffnung, es möge irgendwann eine Art Hedonimeter geben, auf dem man ablesen kann, wie sich die Menschen überall auf der Welt gerade so fühlen. Nun, inzwischen gibt es so was in der Art. Auf der Seite WeFeelFine werden derzeit weltweit 2,3 Millionen Blogs in Echtzeit ausgewert. Dabei sucht die Maschine vor allem nach Sätzen, die die Sentenzen “I feel” or “I am feeling” enthalten. Damit lässt sich dann nicht nur eine Stimmungskurve für die Blogosphäre abbilden, sondern indirekt natürlich auch ein Abbild der globalen Gemütsverfassung. Jedenfalls Annäherungsweise.

ÜBRIGENS…

www.meldestellefuergluecksmomente.at.png
Eine noch weniger wissenschaftliche, dafür aber ebenso amüsante Anlaufstelle für etwas Aufmunterung ist die Meldestelle für Glücksmomente. Auf der Plattform werden persönliche gute Nachrichten gesammelt.

Auszüge:

Am Abend zufällig aus dem Fenster blicken und einen großen orangen Mond sehen.

Von einem ehemaligen Arbeitskollegen zum Essen eingeladen zu werden, weil er damit den Dank für die nette Zusammenarbeit ausdrücken will. Ich habe immer geglaubt,die Chemie stimmt nicht – so kann man sich täuschen!

Beim Verabschieden des Liebsten intensiv merken, wie lieb man ihn hat. Und er einen auch....


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